Und da dachte ich schon, der Winter sei schon lang, kalt und außerordentlich weiß gewesen – und dann das: Am Samstag morgen verlasse ich meine Wohnung in Bonn und die Straßen sind wieder einmal weiß. Schnee, wohin das Auge reicht, zugedeckte Autos, der Lärm von der Straße gedämpft, die Bäume lassen ihre Äste unter der feuchten Schneelast schwer nach unten hängen.
Winterbilder aus Bonn, dem Siegerland und dem Rothaargebirge
Ich stapfe durch den Schnee durch die Südstadt, auf die Poppelsdorfer Allee zum Hauptbahnhof und fahre weiter nach Siegburg. Dort geht es mit dem Zug weiter ostwärts – nach Siegen, wo ich in einen kleinen Sandmann-Triebwagenzug nun so richtig in die Winterwunderlandschaft eintauche. In zwischen hat sich die Landschaft so richtig in weiß gepackt, Schnee liegt an den vorbeiziehenden Straßenrändern über einen Meter in die Höhe getürmt und das Land unter einer decke von mindestens 50 cm.
Ich bin auf den Weg in den ehemaligen Gefechtsführungsbunker „Erich“ in Erndtebrück. Freunde von mir wollen an ihrem Riesenmonsterfilm weiterdrehen. Im Herbst hatten wir bereits Aufnahmen in der Bonner Innenstadt abgedreht, nun sollten die Szenen im Bunker abgedreht werden. Und das, in einem echten, ehemaligen NATO-Bunker. In Erndtebrück verlasse ich den kleinen Zug, durchquere Deutschlands abgerissenstes (aber dennoch noch stehendes) Bahnhofsgebäude und kämpfe mich durch den Schnee. Weil die Leute am Bunker eingeschneit sind, nehme ich mir ein Taxi, dass mich in den drei Kilometer entfernt liegenden, ehemaligen Bunker bringt. Auf meinem Weg in das Gelände sehe ich schwer bewaffnete Leute in Tarnanzügen vor dem ehemaligen Mannschaftsheim stehen – Softair-„Sportler“, stelle ich zu meiner Beruhigung fest.
Das Gelände, auf dem wir drehen wollen, ist eine ehmalige NATO-Anlage – von hier aus wurde unter anderem der ostdeutsche Luftraum zu Zeiten des Kalten Krieges überwacht und im Notfall sollte von hier aus Westdeutschland von der Linie Frankfurt aus nach Norden hin notfalls auch nuklear verteodigt werden. Nachdem ich die anderen Schauspieler begrüßt habe, werde ich zum Herzstück geführt.
Es geht in eine Art Garageneinfahrt, ein Gang schraubt sich 80 Meter in den Berg hinein, dann knickt er nach rechts ab, weitere 60 Meter durch den wagenbreiten Betonschacht und dann kommen wir an eine brite Tür und stehen mitten in der ehemaligen Kommandozentrale. Links an der Wand eine riesige schmatische Darstellung Deutschlands mit eingezeichneten weiteren Militärstützpunkten, rechts zahlreiche Konsolen und andere Arbeitsplätze. Der Raum, in dem wir drehen wollen ist vielleicht so groß, wie ein Fußball-Kleinfeld, das Objekt verfügt insgesamt über 7.000m², mehrere Etagen, ein Lazarett, ein Lageraum, verschiedene Schlafräume. Überall verweisen noch Hinweise auf Krankentragen, Sauerstoffgeräte, Schleusen, alte Computertechnik und Hinweisschilder auf die eigentliche Verwendung des Objekts. Bis 1999 nutzte die NATO den Bunker, dann verkauften sie ihn für einen Euro.
Bilder aus dem ehemaligen Gefechtsführungsbunker „Erich“ in Erndtebrück
Wir wollen hier die Bunker-Szenen für den Film abdrehen und bemerken auch schnell den Nachteil des Bunkers, so tief unter der Erde. Die drei reisigen Generatoren, die vor zehn Jahren noch eine Etage tiefer brummten, sind nicht angeschaltet, es herrschen vielleicht 5 Grad. Kalt von unten, kalt von den Wänden, kält von oben. Und wir mittendrin. Zwei Tage haben wir in dieser Umgebung, in der man nicht zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann, gedreht, gezittert und gebibbert und versucht, alle Einstellungen in den Kasten zu bekommen.
Als ich dann gestern Abend wieder in meiner Wohnung ankomme, weiß ich eine funktionierende Heizung und meine Badewann wieder zu schätzen. Allerdings war es schwer interessant, den Bunker in seinem Rohzustend zu sehen – viel wurde noch nicht dran verändert und der Dreh hat, wenn streckenweise doch bitterkalt, sehr viel Spaß gemacht. Und am Ende dachte ich mir: Meine Güte – so sah das also wirkich aus, in einem kommandobunker zu Zeiten des Kalten Krieges. Beeindruckend.
Heute begann dann die letzte Woche des Semesters, zwei Seminare hab ich noch vor mir und dann heb ich ab, raus aus der Winterlandschaft hinein in die mexikanische Sonne. Ich freu mich so drauf. Auch, wenn es mir gerade noch schwer fällt, mir vorzustellen, dass ich Deutshland bei Schnee verlasse und in Mexiko wieder das T-Shirt mein Hauptkleindungsstück sein wird. Wunderbar.
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