Vor einer Woche, da konnte ich mich vor Hitze kaum retten. Da schien die Sonne, nein, sie bruzelte aus dem Zenit mörderisch und direkt auf den Kopf. Schon morgens war man vom Aufstehen – ach, was sag ich – vom Nichtstun im Schlafe verschwitzt – es war verhext – es wehte bis zum Nachmittag kein Lüftchen und Schatten und kühle Luft wären etwas gewesen, wofür man bereit gewesen wäre, dass ein oder andere herzugeben.

40 Grad in Mahabalipuram
Jetzt bin ich gut 8.000 km weiter westlich wieder – und nördlicher – viel viel nördlicher, macht das Wetter glauben. Man könnte meinen, es sind ein paar mehr Dinge auf der Welt, als Essen, Geld, Wasser und Wohlstand, die nicht ganz fair verteilt sind. Ich spreche vom Wetter – und plädiere für einen fairen Mix. Aus Sonne und Wolken, Regen und Schnee für alle – zur gegebenen Zeit. Was sollen die Einen mit all der Sonne, während die Andern unter dem Schnee ächzen und gern mal einen frühlingshaften Strahlen zu Gesicht bekämen? Wie wäre es, man mixte das stickig-hitzige 42-Grad-Sonne-aus-dem-Zenit-Wetter Madureis, mit den verschneit-verregneten Minusgraden des Allgäus? Es könnte dabei doch jeder nur gewinnen…. ach wär es doch manchmal einfach nur einfach…
Aber so, eine knappe Woche, nachdem ich Indien verlassen habe, zehre ich und mein Körper von der erinnerten Hitze, wohlwissend, dass ich diese auch nicht so recht vermisse.

Koloniales Erbe in Pondycherry – die Hauptstadt Französisch-Indiens (bis 1954)
Die letzten Tage in Indien hatten wir tatsächlich urlaubshaft verbracht. Nach wohltuendem Essen und angenehmer Atmosphäre in der ehemaligen Hauptstadt Französisch-Indiens (wie gut, dass die alten Kolonialherren die Erinnerungen an Ihre gute cuisine dagelassen hatten) waren wir wieder weiter aufwärts gezogen und hatten uns noch zwei drei Tage Strand in Mahabalipuram gegönnt. Der eifrige Blogleser weiß bereits, dass wir dort bereits am Anfang meines Indien-Aufenthalts gewesen waren. Dor konnte man sich in der Tagessonne zwar auch nicht mühelos und ungeschwächt bewegen, aber die unmittelbare Nähe zum Strand, ein Resort, in dem wir ungestört den ganzen Tag unter Palmen liegen konnten, versüßte doch nicht unerheblich unsere letzten Tage. Auch faszinierten uns mit Händen in den Fels gehauene Tempelanlagen, Reliefs von Elefanten und etlicher Szenerien, die wir, so lange die Sonne es noch zuließ, an einem Vormittag in Mahabalipuram besucht hatten.

Von Steinmetzen in den Fels gehauene Tempelanlagen in Mahabalipuram

Wäschewaschen auf den Straßen Mahabalipurams
Wir waren dort nun vier geworden, Veit, Hannas Bruder und seine Freundin Nina waren schon in Pondy zu uns gestoßen, aber wir waren noch einmal vornweg gereist. Wir entschieden uns, die Zeit in der geruhsamen Kleinstadt so lang wie möglich zu genießen und so spät wie nötig zurück nach Chennai (Madras) zu fahren. So kamen wir dann auch erst am Sonntag Abend wieder im Broadlands an, wo ich meine Sachen packte und den letzten Abend mit allen zusammen verbrachte. Air India hatte sich schon meinen ganzen Aufenthalt damit überschlagen, mir Flugzeitänderungen zuzumailen – und schlussendlich stand wohl fest, dass ich am Montag um eine Stunde später losfliegen sollte.

Die Reisegruppe beieinander – Nina, Veit, ich und Hanna
Hanna brachte mich morgens mit der Rikscha zum Flughafen – dort fielen wir noch auf den indischen Flughafen-Nepp herein und kauften ihr ein Visitor-Ticket, mit dem wir glaubten, sie mich bis zum Check-In bringen können sollte – aber Pustekuchen – nach zehn Metern im Flughafenbereich war für sie Schluss und einer der unzähligen Uniformierten klärte uns auf, dass ich ja in ihren Bereich könne – sie aber nicht weiter in den Flughafen hinein.
Ärgerlich – aber das war nicht das einzig Ärgerliche auf dem Flughafen. Nachdem mir bei Air India mitgeteilt wurde, dass ich im falschen Terminal gelandet war, war es kein Leichtes, die nächsten Uniformierten zu überzeugen, dass ich zu einem anderen Terminal musste – das Herausgehen für Menschen, die den Flughafen mit einem Ticket betreten hatten, war nämlich ebenso wenig vorgesehen, wie das Betreten ohne Ticket. Ich schaffte es, musste am nächsten Terminal allerdings den nächsten Uniformierten wiederum erklären, warum ich in den Flughafen reinwollte, obwohl die Abflugzeit auf meiner Buchungsbestätigung schon fast vorbei war (Departure time changed – What? Changed!!!).
Es steht auch immer und an jeder Ecke immer noch ein Uniformierter, der gern und unbedingt ungläubig und manchmal auch wenig verständig noch-ein-mal einen Blick auf Ticket, Pass, Visa, Boardingkarte, Gepäckanhängsel oder was auch immer schauen muss und einem dann großherzig das Passieren erlaubt. Ich habe nicht gezählt, aber bis ich im Flieger saß, musste ich bestimmt bei sechs oder sieben an Ecken stehenden Uniformierten immer wieder alles rausholen, Stempel überprüfen lassen, Boardkarte etc. .Stempel sind immer wichtig und man sollte sogar einen auf den Gepäckanhängern haben, denn sonst kommst Du hier nicht durch – und auf der Boardkarte natürlich auch. Die Grenzkontrolle und die Migrations fielen da schon fast gar nicht mehr auf – und waren dagegen schnell und einfach erledigt.

Kinder in Mahabalipuram
Trotz des leichten Überhangs an Personal auf dem Flughafen in Chennai, mangelte es jedoch erheblich an Menschen, die mit Informationen weiterhelfen hätten können. Denn einmal im Sicherheitsbereich an den Gates angekommen, war ich dann doch auf mich allein gestellt. Die uniformierten Zeig-mir-auch-nochmal-Deine-Boardkarte-Typen waren zwar nicht weniger geworden – aber umso rarer war eine Information zum Gate, an dem der Flieger abfliegen sollte. Eine Anzeigetafel zeigte eine Auswahl an fünf Flügen, die im späteren Verlauf des Tages (vermutlich) Chennai verlassen sollten, allerdings auch ohne Gateangabe. Mein eigener Flug war selbstverständlich nicht dabei. Also begann ich die einzelnen Gates abzuklappern, an denen allerdings entweder nichts, oder zumindest nicht mein Flug angezeigt wurde. Auf einem Info-Schalter im Gate-Bereich hatte man ganz verzichtet und jegliches angesprochenes Flughafenpersonal erklärte mir, selbst keine Ahnung zu haben.
Und so war ich auch nicht der Einzige, der von Screen zu Screen lief und versuchte, etwas herauszubekommen – und schließlich entschied ich, mich zu setzen und mich erst wieder rund um die Boardingzeit auf die Suche zu machen.

Uniformierte – nicht auf dem Airport, dafür aber in Pondy – der französische Einfluss ist klar erkennbar.
Schließlich wurde der Flieger zu gegebener Zeit durchgesagt und siehe, als alle artig vor Gate 1 sich in die Reihe stellten, klapperte eine Anzeige über der mit einem Vorhängeschloss gesicherten Tür, die richtige Flugnummer herunter und das dazugehörige Flugziel.
Nun, ich stieg in meinen Flieger nach Dehli – und in Dehli blieb mir nur wenig Zeit, die Flieger zu wechseln. Ausreichend Zeit allerdings blieb, für weitere Uniformierte, mal wieder an jeder Ecke noch einmal die Stempel zu checken, und – ganz wichtig, wenn man gerade von einem Flugzeug in das nächste wechselt – noch einmal alle durch eine Sicherheitsschleuse zu jagen. Die Kollegen in Chennai könnten ja was übersehen haben….
Der Flieger nach Frankfurt war dann nur gut zur Hälfte gefüllt, was den Flug durchaus angenehm machte.
Neuer Start am Bodensee
Die vergangene Woche habe ich dann in Bonn vor allem die Dinge zum Verlassen der Stadt organisiert.
Karfreitag ging es für mich bereits runter an den Bodensee und ich bezog meine kleine Interimsbleibe in Friedrichshafen. Ostern verbringe ich gerade im Allgäu, wo der Winter noch einmal alles gibt und es einfach nicht aufhören will, zu schneien und nächste Woche beginnt das neue Leben. Das Leben am Bodensee. Damit geht auch dieses Blog auf eine neue – längere Reise. Das Bonn- wird zum Bodensee-Blog und wird künftig von der südwestlichen Ecke Deutschlands aus gefüllt. Ich bin gespannt, was dort alles auf mich zukommen wird – die Gegend lässt viele neue kleine, spannende und wunderbare Reisen in der Freizeit rund um den See oder in den nahegelegenen Alpen erwarten – ich freu mich auf den Start und sag: auf bald wieder hier. Oder da – in Bonn, in der Stadt, die mir in den letzten acht Jahren richtig ans Herz gewachsen und mir zur Heimat geworden ist – oder in Leipzig, am Bodensee oder anderswo auf diesem wunderschönen Planeten.
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